Wird bald wieder gestreikt bei Dehner?
Vielleicht wird die spannende Frage aktuell:
Im Jahre 2012 haben wir den Geschäftsführern bei Dehner freie Hand gelassen.
Es fanden keine Aktionen für den Wiedereintritt in die Tarifbindung statt.
Alles war sehr ruhig und friedlich.
Die einzigen, die uns bei Dehner Ruhe und Frieden einreden wollten, war wohl die Geschäftsleitung.
Es fanden immer wieder Gespräche zwischen Geschäftsleitung und Betriebsräte statt, um die Zusammenarbeit zwischen Betriebsräten und Geschäftsleitung zu verbessern.
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Dann kommt das Jahr 2013.
Der große Hammer.
Der Arbeitgeberverband kündigt den Manteltarifvertrag.
Ab ersten Mai haben wir bei Dehner keine Tarifbindung mehr.
Die Geschäftsführung reagiert darauf:
Wir halten den Tarifvertrag bis 2014 ein,
Viele fragen sich wieder, und dann?
Dann vielleicht kommt der große Hammer?
2012 wurde den Kollegen/innen berichtet, dass kein Personalabbau mehr stattfinden wird.
Aussage der Geschäftsleitung:
Wir wissen, das wir am untersten Limit angelangt sind.
Jetzt wird wieder Personal eingespart.
Aber jetzt heißt das Wort Personaleinsparung seit neuem Anpassung an die einzelnen Märkte.
Gehen fachlich gut Qualifizierte Kollegen/innen in Rente oder aus anderen Gründen, wird der Vollzeitarbeitsplatz mit Teilzeit- und geringfügig Beschäftigte nur noch nachbesetzt.
Meist sind es nur noch ungelernte Arbeitskräfte, die eingestellt werden.
Sämtliche Einstellungen sind nur noch befristet.
Befristungen mit der Länge von einem Jahr sind da schon Luxus.
Die meisten haben grundsätzlich eine Arbeitsbefristung zwischen drei bis sechs Monate.
Neu ab März sind die bis zu fünf Belieferungstage um sechs Uhr in der Früh.
Feiertagsbelieferungen werden eingeführt.
Und was kommt als nächstes?
Längere Arbeitszeiten für das gleiche Gehalt?
Wir sollten uns dieses Jahr wieder für die Einführung des Tarifvertrages bei Dehner einsetzen.
Die einzige Waffe ist : Streik.
Jetzt kommen die zehn meistgehörten Argumente gegen das streiken,
Der Erfolg solcher Aktionen hängt ganz entscheidend davon ab, wie zahlreich sich die KollegInnen daran beteiligen.
Die Streikposten vor dem Betrieb werden immer wieder mit den unterschiedlichsten Argumenten gegen einen Streik konfrontiert. Oft fehlte die Zeit für eine längere Diskussion. Manchmal fehlten einem/einer aber auch schlicht die Worte. Zum Beispiel, wenn mensch beim Überreichen des Streikaufrufs zu Hören bekommt: "Ich nicht. Ich bin wichtig!" Was will mensch da noch sagen?!
Es gab aber auch durchaus ernst gemeinte Argumente und Fragen, die KollegInnen an der Streikteilnahme gehindert haben. Mit diesen wollen wir uns hier mal auseinandersetzen. Wir laden Euch zum Diskutieren ein.
Nutzt die Kommentarfunktion unter diesem Artikel. Wir sind gespannt auf ALLE Meinungen. Um die Diskussion nachvollziehbarer zu machen, schreibt bitte am Anfang Eures Kommentars, auf welches der 10 Argumente ihr euch bezieht. Außerdem wäre es gut, wenn Ihr ein Pseudonym wählen würden, statt nur anonym zu antworten. Eure Identität bleibt auch so 100% geschützt, aber andere KommentatorInnen können sich leichter auf Eure Aussagen beziehen.
ARGUMENT 1:
Der Firma geht es wirtschaftlich nicht gut, es gibt nichts zu verteilen. Aktuell gefährdet ein Streik nur unsere Arbeitsplätze.
Richtig ist:
Die Zahlen der letzten Jahre bestätigen, dass das Dehner ein sehr gesundes Unternehmen ist.
In allen Bereichen wird investiert.
Im übrigen: Lohnverzicht rettet keine Arbeitsplätze. Kein Unternehmen dieser Welt bezahlt MitarbeiterInnen, die es nicht mehr zu brauchen meint. Egal wie "billig" diese sind. Restrukturierungen kosten Arbeitsplätze, ohne Ansehen der Person und der früheren Leistungen. Wer übrig bleibt kann mit Fug und Recht guten Lohn für gute Arbeit einfordern.
ARGUMENT 2:
Ich kann die KollegInnen in meiner Abteilung mit der vielen Arbeit nicht allein lassen. Das wäre unsolidarisch.
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Wer sich seinen KollegInnen verpflichtet fühlt und solidarisch denkt, unterstützt den Arbeitskampf um einen Tarifvertrag. JedeR darf an einem Streik teilnehmen, niemand muss währenddessen die Arbeit der anderen übernehmen. Jene, die das tun, nennt man Streikbrecher - und das ist genau das Gegenteil von Solidarität.
ARGUMENT 3:
Ich arbeite sehr gerne hier. Mit meinem Gehalt komme ich zurecht. Warum sollte ich es auf einen Streit mit meinem Arbeitgeber ankommen lassen?
Streiken heißt nicht streiten. Streik ist ein Werkzeug, das die Väter des Grundgesetzes zur Klärung der unterschiedlichen Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern in unsere Verfassung geschrieben haben (Artikel 9 GG). Streiks sorgen für das notwendige Gleichgewicht in einer Marktwirtschaft. Ein ordentlicher Arbeitgeber erkennt das Grundgesetz an und reagiert auf Arbeitsniederlegungen, wie es sich gehört: emotional gelassen und schließlich mit einem Angebot, mit dem beide leben können: die, denen die Produktionsmittel gehören, und jene, die bei Dehner die Arbeit tun und für den Geschäftserfolg sorgen.
Und übrigens: Was heißt "mit dem Gehalt zurecht kommen"? Am Ende muss jedeR mit dem auskommen, was er oder sie verdient. Ob die eigene Arbeitsleistung damit korrekt bezahlt ist, steht auf einem anderen Blatt.
ARGUMENT 4:
Wenn ich heute streike, muss ich das morgen wieder reinarbeiten. Das bringt nichts und erzeugt keinen Druck auf den Arbeitgeber.
Der Arbeitgeber darf nach einem Streik keine Überstunden anordnen. Trotzdem ist der Rückstand nach einiger Zeit wieder aufgeholt. Und das ist auch gut so: Schließlich wollen wir "unseren" Laden nicht ruinieren.
Wie lange es dauert, bis die Geschäfte wieder normal laufen, hängt vor allem von der Streikdauer ab. Das weiß auch der Arbeitgeber, und er wird versuchen einzuschätzen, wie entschlossen die Belegschaft ist. Das wichtigste Signal für den Arbeitgeber ist dabei die Anzahl der Streikenden. Je mehr Leute beim Start eines Streiks dabei sind, umso größer ist der Druck auf den Arbeitgeber, weil er dann eine längere Arbeitsniederlegung fürchten muss. Wer also Wert auf einen kurzen Streik legt, macht am besten von Anfang an mit.
ARGUMENT 5:
Streik ist was für die KollegInnen in der Produktion. Ich als AngestellterR kann mein Gehalt selber besser verhandeln.
Jetzt seien Sie einmal ganz ehrlich sich selber gegenüber: Wann haben Sie zum letzten Mal erfolgreich eine Höhergruppierung ausgehandelt? Aufgaben und Belastung nehmen Jahr für Jahr zu, aber immer, wenn Sie Geld haben wollen, hören Sie: "Das ist leider gerade jetzt ganz schlecht. Vielleicht nächstes Jahr." Und das nächste Jahr bleibt für die meisten auf ewig das nächste Jahr – gerade im kaufmännischen Bereich. Wenn Sie mehr Geld wollen, müssen Sie es sich holen: jetzt und zusammen mit den KollegInnen aus allen Bereichen!
ARGUMENT 6:
Ich bin gerade mit einem ganz wichtigen und brandeiligen Projekt befasst. Streik geht ausgerechnet heute gar nicht.
Aus Arbeitgebersicht sind immer alle Projekte super wichtig und wahnsinnig dringend. Zumindest so lange, bis sie aufgegeben werden… Und sorry, wer alle Arbeit erledigt haben will, bevor er oder sie dieselbe niederlegt, hat das Prinzip Streik nicht verstanden. Ein bisschen wehtun muss der Arbeitskampf, sonst kommt nichts dabei raus.
ARGUMENT 7:
Ich bin Führungskraft (z. B. Gruppenleiter), ich darf gar nicht streiken.
Spaß beiseite, es wirklich so: JedeR darf und jedeR sollte solidarisch sein und Streiks unterstützen. Ihr Ansehen bei Ihren MitarbeiterInnen wird steigen, weil Sie gezeigt haben, dass Sie die Anliegen Ihrer Leute respektieren und nach Kräften unterstützen. So führt es sich in Zukunft besser.
Ihr Ansehen beim Arbeitgeber wird vielleicht kurzfristig sinken – aber eben nur kurzfristig. Denn Ihr Arbeitgeber schätzt und braucht Sie in erster Linie wegen Ihrer Arbeitsleistung und Ihren Führungsqualitäten, nicht wegen Ihrer Streikverweigerung.
ARGUMENT 8:
Ich bin bestimmt der oder die Einzige in meiner Abteilung beim Streik. Tut mir leid, aber das trau' ich mich echt nicht.
Stimmt, das könnte eine komische Situation sein. Aber Sie können selbst etwas dagegen tun: Streiks fallen nicht vom Himmel, sondern kündigen sich in der Regel schon Wochen vorher an. Sprechen Sie im Kreis Ihrer KollegInnen über den "Streikfall". Diskutieren Sie und stimmen Sie sich ab. Je mehr Leute dabei sind, umso leichter fällt es mitzumachen. Am Ende haben dann jene die Arschkarte, die sich unsolidarisch zeigen. Die meisten Streikbrecher bewundern übrigens den Mut der Aktiven. Fragen Sie doch mal in Ihrer Abteilung nach.
ARGUMENT 9:
Streiken ist nur was für GewerkschafterInnen, und da bin ich aus verschiedenen anderen Gründen kein Mitglied.
Das ist sehr schade, schadet aber nichts. Streikrecht ist Grundrecht und hängt nicht von einer Gewerkschaftsmitgliedschaft ab. Gilt ein Tarifvertrag, so werden alle Beschäftigten entsprechend ihrer Tätigkeit in dieselben Tarifgruppen eingruppiert, egal ob organisiert oder nicht. Also profitieren Sie auch als Nicht-Mitglied vom Kampf der Gewerkschaften und Ihrer organisierten KollegInnen.
Streikgeld gibt's natürlich nur für Mitglieder, aber Sie können noch am Streiktag in die Gewerkschaft eintreten. Dann erhalten Sie ebenfalls Streikgeld.
Ein Wort noch zu unseren Mitgliedsbeiträgen: Bei ver.di führen Sie gerade mal 1% Ihres Monatslohns an die Gewerkschaft ab. Wenn wir mehr Lohn erkämpfen, dann zahlt sich dieser geringe Betrag schnell wieder aus. Und je mehr sich einreihen, umso bessere Lohnerhöhungen können erkämpft werden. Einigkeit macht stark und Solidarität lohnt sich, auch finanziell.
ARGUMENT 10:
Wenn die anderen streiken, reicht das doch. Nach dem Streik kriege ich automatisch mehr Geld und stehe vor meinem Chef auch noch gut da.
Ob Ihr Chef Sie wirklich so toll findet, oder ob er sich Gedanken über Ihren Teamgeist und Ihr Selbstbewusstsein macht, sei einmal dahingestellt. Fakt ist in jedem Fall: Je mehr streiken, umso besser die Lohnentwicklung, auch Ihre.
Außerdem geht es bei vielen Streiks direkt oder indirekt um den Manteltarifvertrag. Ihre sechs Wochen Urlaub im Jahr, die 37,5-Stunden-Woche, Weihnachts- und Urlaubsgeld, Kündigungsschutz usw.: Alle Ihre Ansprüche und Rechte sind irgendwann einmal mit Streiks durchgesetzt worden. Und sie müssen immer wieder mit Streiks verteidigt werden.
Kann sein, dass Sie sonst auch persönlich ganz schön dumm aus der Wäsche gucken. Dann nämlich, wenn sie zwei Wochen mehr im Jahr arbeiten müssen, statt das Urlaubsgeld auszugeben, das Ihre solidarischen KollegInnen für Sie erkämpft haben. Aber das gibt's dann ja auch nicht mehr…