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Beim Dehner-Verdi-Infoblog arbeiten Gewerkschaftsmitglieder und KollegInnen aus unterschiedlichen Bereichen und Märkten mit. Mit unseren Beiträgen wollen wir für mehr Information im Unternehmen sorgen und allen KollegInnen eine Plattform zum Austausch geben.

Donnerstag, 27. Juni 2013

Solidaritätsadresse an die Streikenden im Einzel- und Großhandel sowie bei Amazon

An die
Streikenden im Einzel- und Großhandel sowie bei Amazon


Liebe Kolleginnen,liebe Kollegen,

die Mitglieder des Gewerkschaftsrates der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di dem höchsten Organ zwischen den Bundeskongressen - erklären sich solidarisch mit
eurem Tarifkampf zur Erhaltung der Flächentarifverträge, der Verteidigung der Manteltarifverträge und für spürbare Erhöhungen der Gehälter, Löhne und Ausbildungsvergütungen.

Wir fordern die Arbeitgeberverbände im Einzelhandel auf, endlich verhandlungsfähige Entgeltangebote vorzulegen und die Manteltarifverträge ohne Verschlechterungen sofort wieder mit ver.di in Kraft zu setzen.

Die Kündigung fast aller Manteltarifverträge ist ein Generalangriff auf eure Tarifverträge. Die Forderungen der Arbeitgeber z. B. nach noch flexibleren Arbeitszeiten, nach Abbau wesentlicher Schutzvorschriften für Teilzeitbeschäftigte, der Streichung von Zuschlägen für Spätöffnung und Nachtarbeit sowie einer Niedriglohngruppe für Warenauffüller und einer schlechteren Bezahlung für KassiererInnen sind ein Angriff auf eure Tarifverträge.

Mit populistischen Begriffen wie Modernisierung und Zukunftstauglichkeit der Tarifverträge tarnen die Arbeitgeberverbände ihr Vorhaben. Tatsächlich geht es ihnen ausschließlich darum, existenzielle Arbeits- und Einkommensbedingungen eines großen Teils der Einzelhandelsbeschäftigten zu verschlechtern.

Auf dem Rücken der Beschäftigten soll der ruinöse Verdrängungswettbewerb im Einzelhandel noch weiter angeheizt und die Preisschlachten der Großkonzerne im Einzelhandel finanziert werden. Der tarifliche Schutz soll auf das Niveau von prekärer Beschäftigung abgesenkt werden. Mit aller Macht soll eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt werden: Diesem Wirtschaftszweig in dem es mittlerweile mehr Teilzeit- als Vollzeitstellen gibt, die meist mit Frauen besetzt sind, und in dem von den rd. 3 Mio. Beschäftigten mehr als 900.000 Geringfügig Beschäftigte sind, droht jetzt eine weitere Prekarisierung.

Die Unternehmensverbände im Einzelhandel setzen mit ihrem Generalangriff auf die Tarifverträge ihren Konfrontationskurs fort. Seit Jahren propagieren sie die Mitgliedschaft ohne Tarifbindung, sorgten für den Wegfall der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge und beschädigten damit mehr und mehr die Flächentarifverträge. Trotz aller anderslautenden öffentlichen Erklärungen, sorgten sie für das Scheitern eines allgemeinverbindlichen tariflichen Mindestlohns im Einzelhandel und damit dafür, dass weiterhin Menschen im Einzelhandel mit Hungerlöhnen abgespeist werden können. Dies muss gestoppt werden.

Unsere Solidarität und Unterstützung gilt ganz besonders auch den Beschäftigten bei Karstadt. Nach 3 Sanierungstarifverträgen und einem Beitrag der Beschäftigten von rd. 650 Mio. Euro ist die Entscheidung der Unternehmensverantwortlichen des Wechsels in eine oT-Mitgliedschaft ein ungeheurer Affront gegen die Beschäftigten bei Karstadt. Die Mitglieder des Gewerkschaftrates unterstützen die Forderung nach einem Anerkennungstarifvertrag. Karstadt muss sofort wieder in die Tarifbindung. Außerdem fordern wir vom Eigner des Unternehmens Nicolas Berggruen, endlich seinen Versprechungen nachzukommen und in das Unternehmen die notwendigen Investitionen zu geben.

Dies gilt auch für die Unternehmensgruppe Globus, deren Verantwortliche sich in unverantwortlicher Weise durch Tarifflucht ihrer sozialpolitischen Verantwortung entziehen wollen. Auch hier geht es letztlich nur um Wettbewerbsvorteile und Finanzierung des Verdrängungswettbewerbs auf dem Rücken der Beschäftigten. Auch hier gilt unsere Unterstützung den Beschäftigten, die schon begonnen haben oder jetzt beginnen, sich gegen die Tarifflucht zu wehren. Betriebliche Bündnisse, wie von der Unternehmensleitung beabsichtigt, lehnen wir ab.

Die Kolleginnen und Kollegen von Dehner kämpfen seit mehr als 4 Jahren für ihre Existenzsicherung durch Tarifbindung im Einzelhandel. In zahlreichen Streiks die immer gezielt in der Zeit des Gartengeschäftes, der Hauptsaison des Unternehmens, stattfinden, halten sie den Druck auf die Unternehmensleitung aufrecht. In diesem Jahr sind neue zusätzliche Betriebe hinzugekommen. Sie zeigen mit ihren Aktionen nicht nur Mut und Entschlossenheit, sie zeigen auch eine ungeheure Ausdauer in ihrem Kampf für die Herstellung der Tarifbindung zum Einzelhandel.

Bei Amazon streiken an den Standorten Leipzig und Bad Hersfeld die Beschäftigten, um die Tarifbindung für die Branche des Einzel- und Versandhandels durchzusetzen. Es ist ein Skandal, dass Amazon als weltführender Versand- und Onlinehändler glaubt, Beschäftigte nach eigenen Vorstellungen - weit ab von tariflichen Standards der Branche bezahlen zu können. Mit den ersten Streiks in diesem Konzern haben die Kolleginnen und Kollegen an den zwei Standorten national und international Zeichen gesetzt. Wir erwarten, dass die Amazon-Verantwortlichen endlich an den Verhandlungstisch kommen und mit ver.di Verhandlungen über eine Tarifbindung zum Einzel- und Versandhandel aufgenommen werden.

Die Mitglieder des Gewerkschaftsrates sind sicher, dass es uns gemeinsam gelingen wird, die Auseinandersetzungen erfolgreich gestalten und zu Ergebnissen bringen werden.

Eure Tarifauseinandersetzungen sind für uns als Gesamtorganisation wichtig. Ihr könnt euch unserer Unterstützung sicher sein.

Mit freundlichen Grüßen

Monika Brandl
Vorsitzende des Gewerkschaftsrates

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